Gina Chiabudini
Veridian
Die Legende von Elysion
5. Teil der High Fantasy Reihe "Die Legende von Elysion"
Ich umfasste mit den Fingern die nachtkalte Klinke der Tür, weil ich mich mit aller Macht festhalten musste, um nicht umzu- fallen. Ich schwankte leicht und meine Beine fühlten sich an, wie mit Pudding ausgefüllt – überhaupt nicht standfähig. Ich starrte für einen Moment zu meinen nackten Füßen hinunter, von denen ich die Riemchensandalen gestreift hatte, dann legte ich den Kopf in den Nacken, atmete tief ein, spürte die kalte Luft in meiner Lunge, straffte die Schultern und trat dann mit fester Entschlossenheit nach draußen in das Morgenlicht.
Ich machte ein paar unsichere Schritte über die Terrasse, den Blick immer fest in die Ferne gerichtet und tastete mich so zu der Balustrade vor. Meine Finger strichen über den Stein, als ich mich dagegen lehnte und die Augen schloss. Der Wind strei- chelte mein Gesicht und es wäre vielleicht in irgendeiner Art beruhigend gewesen, würde ich nicht all das Durcheinander vor mir sehen, wenn ich die Augen auch nur einen Spalt weit öffnete.
Ich versuchte dennoch weiter ruhig ein – und auszuatmen, aber ich konnte nicht. Auf meiner Brust lastete so ein starker Druck, dass ich mir alle Mühe gab, nicht zu hecheln wie ein Hund. Meine Knie zitterten und in meinen Augenwinkeln begannen die Tränenreste zu brennen, während ich leise vor mich hin schniefte.
Ich versuchte nicht zu denken, aber natürlich funktionierte das ganz und gar nicht.
In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, kaum dass ich die Augen geöffnet hatte. Ich hatte schlecht geschlafen, meine Träume waren voller Dunkelheit und Schrecken gewesen und jetzt konnte ich ebenfalls an nichts anderes mehr denken. Überall sah ich die Schatten, überall – in meinem ganzen Körper – spürte ich die Angst. Die Angst vor der Finsternis. Die Angst vor der Wahrheit.
Der Wind ließ die Blätter der Bäume rascheln und ich versuchte, mich auf die Geräusche um mich herum zu konzen- trieren. Auf den Wind in den Baumwipfeln, das Knarren der Fensterrahmen und das leise Klingen der Windspiele, die überall in den Fenstern aufgehangen waren und in denen sich das Licht der Sonne regenbogenfarbig brach.
Trotz allem begann ich zu zittern und meine Finger gruben sich so fest in die Steinbalustrade, dass mein Fingernagel absplit- terte und meine Fingerkuppe zu bluten begann. Aber ich bemerkte den Schmerz kaum. Meine Gedanken waren ganz woanders – weit weg im Süden von Nymphiel.
Dein Blick ins Buch
Veridian – Die Legende von Elysion
Der Klappentext
Durch das Raumtor kehren Lysander, Serafina und Gideon nach Rigya zurück. Was sie dort erwartet, ist grauenvoller als sie sich jemals hätten vorstellen können. Und der Drachenprinz gibt sich für all das selbst die Schuld, denn sein Bruder Veridian ist auf der Suche nach ihm. Veridian, der vor nichts zurückschreckt, um endlich König von Draconis zu werden. Um ihn aufzuhalten und diejenigen zu retten, die er liebt, bleibt Lysander nur eine Möglichkeit: Er muss zurück nach Draconis und sich Veridian stellen …
Gina Chiabudini
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Buchart Hardcover
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ISBN 978-3-947582-05-1
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Autorin Gina Chiabudini
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Verlag Fiabesco Verlag
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Seiten ca. 550
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Gewicht 880g